Samstag, 28. November 2009

Monatsbericht Aug/ Sept.

Nun lebe ich schon über einen ganzen Monat hier in Perú, dem Land das für ein Jahr meine neue Heimat darstellen wird. Mein erster Monat hier war unheimlich erlebnissreich und aufregend. Die Tage und Wochen wollten gerade in der Ankunftszeit wegen der vielen neuen Eindrücke und Erlebnisse überhaupt nicht verstreichen. Dies war zwar ein sehr schönes Gefühl, aber doch auch ein wenig erschreckend. Man konnte zwar vermuten, dass die Zeit irgendwann schneller vorrübergehen würde, aber so ganz sicher konnte man sich dann letztendlich doch nicht sein.

Ankunft in Lima
Nach einem gut vierzehnstündigen Flug von Frankfurt über Caracas/ Venezuela nach Lima wurden Monika und ich von Mirijam, Mary und ihrer Pflegetochter Lisette am Flughafen empfangen. Mary ist, wie sich dann im Taxi auf dem Weg vom Flughafen zu Christas Haus in Lima herrausstellte, eine ehemalige Pflegerin des Heimes Santa Dorothea, also meines Projektes. Da Lisette nun aber in dem Alter ist ein Studium beginnen zu können zogen die Beiden vor gut 3 Monaten nach Lima, da die Studiumsangebote dort einfach besser sind.
Nun verwaltet Marie dort das Haus von Christa, unserer Projektleiterin. Durch ihren Spendenkreis ermöglicht Christa Einheimischen, die sich keine Operation leisten können, in diesem Haus während ihrer Behandlungszeit zu leben. Mary begleitet die Patienten dann zu ihrern Behandlungen in das Krankenhaus und versorgt und umsorgt sie.
Ich war wirklich froh, dass Mirijam gerade zu unserer Ankunft in Perú auch vor Ort in Lima war um uns mit zu empfangen. Sie verbrachte noch 4 Tag mit uns im wirklich versmogten und grauen Lima, ehe sie über Umwege gen Heimatland aufbrach. Zum Einen kannte sie sich in der Millionenmetropole ein wenig aus, zeigte uns die Stadt und den ´Gebrauch´ der kleinen Microbusse/ Colektviobusse, die Hauptverkehrsmittel in Perú und vielen anderen Lateinamerikanischen Ländern sind. Und zum Anderen war sie so hilfsbereit uns zur deutschen Botschaft wegen unseres Jahresvisums zu begleiten.
Letztendlich war es dann aber doch nicht so einfach wie wir es uns mit der Verlängerung des Visums vorstellten. Entweder waren die Damen, die für die Visa zuständig waren, nicht verfügbar oder gar nicht erst in der Stadt, oder wir hatten die für das Visum nötigen Bilder vergessen machen zu lassen, dann viel uns ein, dass wir auch einen Lebenslauf auf spanisch benötigten und so zog sich die ganze Sache und somit unsere Zeit in Lima auf knapp sechs Tage. Nach chaotischen, außer des Wetters aber schönen Tagen in der Hauptstadt verließen wir schließlich das drübe und kalte Lima in Richtung Cajamarca, unserer zukünftigen Wohn- und Arbeitsstätte. Ein bisschen traurig war es zwar schon, da ich Lisette und Marie nach gemeinsamen Einkäufen auf dem Markt und gemeinsames Speisen schnell in mein Herz geschlossen hatte. Die Verständigung und Kommunikation war angstrengend, aber funktionierte.

Erste Zeit in Cajamarca
Die ersten Tage wollten wie auch schon in Lima kaum bis gar nicht vorrüber gehen -zu viele neue Eindrücke, Erlebnisse, Bekanntschaften und noch keinen geortneten Tagesablauf.
Christa zeigte Moni und Pia,einer Mitfreiwilligen vom Welthaus Bielefeld und mir nicht nur alle zu meinem Projekt ´Centro de Education Especial´ dazugehörigen Orte, sondern auch die Umgebung und einige Sehenswürdigkeiten um Cajamarca.
So besuchten wir zum Beispiel einen Montag den wöchentlichen Viehmarkt der Stadt, auf dem ein buntes Treiben von allenmöglichen Tieren mit ihren Besitzern, viele Essensstände und ein Meer für die Campesinos üblichen Hüte und generell eines der Markenzeichen von Perú herrschte.
Auch führte uns Christa zu den Fenstern von Otuzco, eine halbe Stunde entfernt von der Innenstadt. Hier bekommt man alte in den Fels gehauene Grabungskammern der alten Incas zu sehen. Nachdem wir Bilder knippsten, genossen wir die wunderbare Aussicht in ein kleines Flusstal, auf den gegenüberliegenden Berg und den blauen Himmel.
Das Wetter hier in Cajamarca ist um Breiten schöner, als in Lima. Statt einer grauen Wolkenwand strahlend blauer Himmel und trotz einer Höhe von 2800 Metern richtig heiße Temperaturen.

Besichtigung und Kennenlernen der Arbeitsstätten des Projektes:
Einen Tag fuhren wir nach Jesus, einem kleinen Dörfchen, ca. 25 km und eine dreiviertel Stunde von Cajamarca über Schotter und Stein entfernt. Hier enstand vor einem Jahr auf dem Gelände der ehemaligen Dorfkirche eine Sonderschule, obwohl Schule dabei übertrieben ist. Die Schule bescuchen wenn es hoch kommt um die fünfzehn Kinder. Darunter Gehörlose, Spastiker, aber vorallem auch lernbehinderte Kinder, die meist von einen Escuela kommen. Hier wird ihnen dann nicht nur versucht spielerisch die Zahlen, das Alphabet und Formen, Farben beizubringen, sondern auch das ´amtliche castellano´. Die Kinder haben alle einen kürzer oder längeren Weg zur Schule und leben teilweise richtig auf dem Land, wo die Sprache und Aussprache eine etwas Andere ist als in Cajamarca -ländlicher und herber halt.
Als wir das Gelände betreten kommen uns auch schon gleich zwei Jungs entgegen gerannt, umarmen uns und fordern wild ihre Begrüßungsküsschen ein. Es sind besonders Melky und Josué die sich auf neue Gesichter in der Schule freuen. Während Christa uns die Räumlichkeiten vorstellt bauen Adrian und Tim, auch zwei deutschte Freiwillige deren freiwilliges Jahr langsam dem Ende zugeht, unter einem Zeltdach noch an einem Sandkasten für die Kinder. Auch wenn das Wetter in Cajamarca schön warm ist kann man sich sicher sein, dass es in Jesus noch mal um mindesten 5°C wämer ist und die Sonne einfach nochmal mehr auf dein Haupt knallt.
Einen anderen Vormittag zeigte uns Christa ihre „Taller“( Behinderternwerkstatt), die einst Arbeit für viele Schulabgänger und Menschen mit Behinderungen geboten hat. Doch genauso wie in Deutschland wird es auch hier in Perú für die Kleinhandwerksbetriebe zunehmend immer schwieriger genügend Arbeit und Aufträge zu bekommen, um überleben zu können. Gerade waren die 6 Männer in der Schreinerei dabei eine ganze Kollektion an Betten, Nachttischchen und Schränken zu schreinern – und ich muss wirklich sagen: Hut ab!
Das Gelände liegt am Stadtende und ist wirklich riesig. Christa erklärte uns mit Nachdruck und ein bisschen wehmut, dass in der Mitte wo nun ein Gärtchen mit wunderschönen Blumen, Bäumchen und Steinverziehrungen ist, einst ein weiteres Gebäude stand. Zu der Schreinerei gehört auch noch eine Schnitzwerkstatt und eine Näh-, Handwerkswerkstatt.
Mittags werden die ganzen Freiwilligen und Christas Familie liebevoll von Maria-Jesus bekocht. Jeden Tag lernen wir ein neues Nationalgericht kennen. Vor vielen vielen Jahren war auch sie einst Schülerin des Hogars (Heim) Santa Dorothea.
Die erste Woche waren wir 7 Freiwillige, die verköstigt werden wollten. Außer Moni, Adrian, Tim und mir waren da noch Magda, die das Projekt eine Woche nach unserer Ankunft verließ und Yann, der während seins 3-monatigen Praktikums im Bürgerhaus Unterschlupf bei Christa fand.
Während Adrian und Tim einige Vormittage in Jesus arbeiteten und nachmittags in der Audiometrie im Kinderheim, fand Magda ihre volle Beschäftigung im Hogar. Und so lag es nahe, dass sie uns Nachmittags mit ins Heim nahm, uns schon einmal alles ein wenig zeigte und uns etwas über die Kinder erzählte. Am ersten Nachmittag kam dann Christa noch dazu und stellte uns den Madres und Pflegerinnen vor. Für zur Zeit circa 40 Kinder sind jeweils drei langjährige Pflegerinnen und 3 spanische Ordentsschwestern dabei. Alle drei Jahre müssen die Schwestern, bzw. liebevoll Madres genannt ihre Arbeitsstätte wechseln -Vorschrift ihres Ordens.
Die meisten Kinder haben zwar noch Eltern, diese wohnen aber soweit von einer geeigneten Schule entfernt, dass sie über das Jahr in dem Heim leben. Vormittags besuchen sie die Behindertschule in der Stadt, die rund 300 Schüler umfasst. Nachmittags suchen sie durch uns Freiwilligen, neben der Erledigung ihrer Hausaufgaben, Unterhaltung und Abwechslung in ihrem Alltag.
Dann gibt es da noch den Bauernhof und das Schulzentrum mit circa 300 Schülern.
Ich war sehr froh, dass Magda uns noch eine Woche begleitete, denn wie sich die nächsten Wochen noch herrausstellte waren die Pfegerinnen nich gerade sehr mitteilungsbedürftig und hilfsbereit, wenn es um die Pflege und Anziehgewohnheiten der Kinder ging. Man wurde ins kalte Wasser geworfen und musste sich letztendlich mit einem brüchigen Spanisch alles selbst erfragen.

Wohnen:
Nach unserem Empfang durch Christa bei der Busgesellschaft brachte sie uns direkt in unser zukünftige Wohnung. Diese liegt ziemlich zentral, fünfzehn Minuten Fußmarsch zum Hauptplatz ´Plaza de Arma´ und ungefähr ebensoweit zu Christas Haus.
Wir ruhten uns von der 17stündigen Busfahrt ein wenig aus, versuchten uns mit Mate-Tee an die Höhe zu gewöhnen und gingen Mittags dann mit Magda zum Mittagsessen bei Christa.
Die WG bietet Platz für 5 Personen. Bewohnt wird sie wohl seit Jahren vorallem von deutschen Freiwilligen. So wundert es auch nicht, dass sie über Romane, Fremdenführer, Filme, Medikamente, Bastelsachen, Zelte vollstens ausgestattet ist. Unten im Erdgeschoss hat „Sono Viso“ seinen Sitz. Dies ist unteranderem ein Videoverleih, aber auch produzieren, schneiden und gestalten gehört zu ihrer Arbeit. Bis jetzt wohnen Pia, Moni und ich hier, Magda wird nächste Woche abreisen.
In 3 Wochen kommen noch 4 Freiwillige von Amtena an, die erstnoch einen 3 Wöchigen Sprachkurs in Lima machen. Nach ihrer Ankunft wird dann der individuelle Arbeitstag gestaltet und die Arbeit, bzw. Arbeitsstätten verteilt.
Was genau unsere Arbeit sein wird wird sich zeigen. Ich bin gespannt was mich noch alles erwartet.

Soweit ersteinmal aus Cajamarca!
Alles Liebe,
Paula.

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